Mit rund 100 Leihgaben aus dem Pariser Musèe d’Orsay durchläuft die Ausstellung mehr als ein halbes Jahrhundert französischer Malerei und räumt mit dem Vorurteil der in altbackenen Schemata erstarrten Salonkunst gründlich auf. Der schlechte Ruf der Salonkunst beruht vor allem auf Unkenntnis, in Wirklichkeit war sie ein äußerst vielgestaltiges Phänomen, das für viele malerische Neuerungen innovativer Künstler Platz hatte.
Die Bezeichnung „Salonkunst“ leitet sich daraus ab, dass Mitglieder der 1648 in Paris entstandenen „Académie royale de peinture et de sculpture“ ab 1725 jährlich ihre neuesten Arbeiten im „Salon Carré des Louvre“ ausstellten. Ab 1857 wurden die zweimonatigen Salon-Ausstellungen zu gesellschaftlichen Großereignissen, bei denen bis zu 7000 Gemälde, Grafiken und Skulpturen zu bestaunen waren.
Traditionell galten Historienbilder als vornehmste Gattung der Malerei: geschichtliche, mythologische und religiöse Themen mit strahlenden Helden. Das Schöne sollte zugleich das Gute und Wahre darstellen. Doch im von Kriegen, politischen und wirtschaftlichen Krisen erschütterten 19. Jhd. schwand der Konsens darüber, was als vorbildlich anzusehen sei. Das schlug sich in der Kunstproduktion nieder.
Der Maler William Adolphe Bouguereau (1825 bis 1905) schuf mit seinem grandiosen Gemälde „Dante und Vergil“ ein Werk, das aufgrund seiner perfekten Maltechnik gelobt, aber dessen Bildinhalt als grauenhaft, hässlich und trostlos bezeichnet wurde. „Die Geburt der Venus“ erntete herben Spott, da sie weniger an die Liebesgöttin als an eine kokette Pariserin erinnerte.
Jean-Léon Gérôme (1824 bis 1904), der Hauptvertreter des style néo-grec erregte mit „Junge Griechen beim Hahnenkampf“ im 1847er Salon Aufsehen, da statt Krieg und Sieg das profane Thema „Freizeitvergnügen“ dargestellt wurde. Gustave Boulanger (1824 bis 1888) wiederum malte 1861 fotorealistisch präzise eine fabrikneue römische Villa. Das Alltägliche erfuhr Aufwertung im antiken Gewand. Auch Kunsthandwerkliches gab es dabei im Salon zu sehen.
Im letzten Drittel des Jahrhunderts richteten sich die Naturalisten gegen eine Serienproduktion schönen Scheins. Sie malten einfache Leute in alltäglichen Situationen. In der Ausstellung herausragend seien genannt „Heuernte“ von Jules Bastien-Lepage und „Bäuerin“ von Alfred Philippe Roll.
Schließlich zog am Ende des Rundgangs das märchenhafte, 1894 geschaffene Gemälde „Der Ritter und die Blumenmädchen“ von Georges-Antoine Rochegrosse den Betrachter in seinen Bann: großformatig und mit zahllosen bunten Blüten übersät.
Elisabeth Deml
Foto: Richard Matzinger |
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