Mittwoch, 24. Juni 2015

„FIDELIS SERVUS ET PRUDENS“

Dieses Bibelwort (Mt 24,45) dürfte zweifellos auch auf Herrn Dieter Kleiss zutreffen, der für den Treffpunkt Kultur e. V. eine Führung durch den Scheyerer Konvent-Friedhof leitete und quasi als „treuer und kluger Diener“ unserer 18-köpfigen Abordnung die lateinischen Grabinschriften der verstorbenen Patres und Fratres erläuterte.

Auf den meist marmornen Gedenktafeln sind neben Namen und Lebensdaten der Mönche auch deren individuelle Tätigkeiten verzeichnet, die sie im Kloster zu Lebzeiten verrichteten. So finden sich dort Mechaniker, Gärtner, Bierbrauer, Lehrer, Bibliothekare genauso wie Imker, Bäcker oder Fischer. Das Besondere an diesen Inschriften aber, was unserem Besuch seinen eigentlichen Reiz verlieh, sind die in knappster Form, aphorismenhaft in wenige Worte verdichteten Charakterbeschreibungen, in denen die Mitbrüder des jeweiligen Verstorbenen, sozusagen als Nachruf, dessen Leben unter ein Motto stellten, nicht selten unter Verwendung einer zutreffenden Bibelstelle.

Auch ein Sohn unserer Gemeinde, Bruder Cyprian Rottenkolber, in Unterwohlbach 1856 geboren, legte 1906 seine Ewigen Gelübte ab und lebte bis zu seinem Tod 1944 im Benediktinerkloster Scheyern, wo er im dazugehörigen landwirtschaftlichen Gut tätig war und sich um die Schafe und um die Instandhaltung der Wege kümmerte – GRANGIAE OVIUM VIARUM CUSTOS. Seine Mitbrüder würdigten ihn als „wahren Israeliten, frei von jeglicher Heimtücke“.

Mit seinen profunden Kenntnissen der Lateinischen Sprache übersetzte uns Dieter Kleiss diese philologischen Kleinodien und gab uns Interpretationshilfen in der Ausdeutung der Texte. Bei lebhafter Beteiligung der Gruppe verging die Zeit wie im Fluge. Etliche Gruppenmitglieder nutzten anschließend die Gelegenheit zum Besuch der Vesper in der Basilika.


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